Atomtransporte durch Hamburg stoppen!

Wo genau finden Atomtransporte statt?

Transporte mit Uranerzkonzentrat durch Hamburg

Die Hamburger Reederei MACS transportiert regelmäßig Yellow Cake aus Namibia nach Hamburg. Zwischen dem Frühjahr 2013 und dem Frühjahr 2014 wurden bei neun Transporten insgesamt rund 2300 Tonnen Uranerzkonzentrat am Südwestterminal (Hamburg Mitte, kleiner Grasbrook) umgeschlagen. Die Container werden dann per Bahn über Veddel, Wilhelmsburg und Harburg nach Maschen, Köln und Koblenz ins französische Narbonne transportiert. Per LKW geht es anschließend weiter zum Atomkomplex von Malvési. Dort wird das Uranerz in einem Zwischenschritt in UF4 umgewandelt wird, bevor es weiter nach Tricastin gebracht wird, wo der nächste Verarbeitungsschritt zu UF6 stattfindet.

  • Auf dem gleichen Weg, über den Süd-Westterminal (Hamburg Mitte, kleiner Grasbrook) der Firma C. Steinweg, werden Schiffslieferungen von Uranerzkonzentrat aus Kasachstan umgeschlagen, und per Bahn nach Frankreich transportiert.
  • Darüber hinaus gibt es regelmäßig Uranerzlieferungen aus Russland durch den Nord-Ostsee-Kanal, die von den Reedereien NSC und ASPOL über den Burchardkai / Parkhafen (Waltershof) der HHLA abgewickelt werden. So wurden auf diesem Weg beispielsweise zwischen November 2013 und Mai 2014 bei sechs Transporten rund 1200 t Uranerzkonzentrat (U3O8) umgeschlagen.
  • Kanadisches Uranerz befördert die Hamburger Reederei Hapag Lloyd mit den Schiffen Toronto Express und Montreal Express sowie mit der OOCL Montreal. Dieses Uranerz wird am Burchardkai / Athabaskakai (Waltershof) umgeschlagen, direkt gegenüber dem beliebten Badestrand von Övelgönne (Ottensen).

Transporte von nicht angereichertem UF6 durch den Hamburger Hafen

Wie beim Transport von Uranerzkonzentrat aus Kanada spielt die Hamburger Reederei Hapag Lloyd auch bei der Verschiffung von nicht angereichertem Uranhexafluorid aus Kanada nach Europa eine zentrale Rolle. Die aus der Kanadischen Konversionsanlage Port Hope kommenden UF6 Spezialbehälter werden in Montreal auf die Hapag Lloyd Schiffe Montral Express, OOCL Montreal oder Toronto Express verladen, und nach einem Zwischenstop in Antwerpen nach Hamburg verschifft. Der Umschlag findent hier am Athabaskakai (Waltershof) der HHLA, direkt gegenüber von Övelgönne (Ottensen) statt.

Angereichertes UF6 im Hamburger Hafen

Die meisten UF6 Transporte werden von der in der Hamburger Hafen-City residierenden amerikanischen Reederei ACL durchgeführt. Mit ihren Schiffen transportiert sie das angereicherte UF6 zu den amerikanischen Brennelementefabriken von Areva (Richland), Westinghouse (Columbia) und Global Nuclear Fuel = General Electrics/ Hitachi/Toshiba (Wilmington) Allein zwischen Februar und April 2014 fanden 7 Atomtransporte mit angereichertem Uranhexafluorid statt. Durchgeführt wurde sie alle samt von der Reederei ACL über den O´Swaldkai (Veddel, direkt gegenüber der Hafen-City) mit den Schiffen Atlantic Cartier, Atlantic Companion, Atlantic Concert, Atlantic Conveyor und Atlantic Compass. Daneben werden regelmäßig Transporte von Gronau zur Brennelementefabrik der koreanischen Firma KNFC in Daejon über den Terminal Altenwerder von der Reederei Hyundai durchgeführt.

Transporte von Zwischenprodukten durch den Hamburger Hafen

Zwischen der AREVA Brennelementefabrik in Lingen und ihrer Schwesterfabrik im amerikanischen Ritchland fanden innerhalb von 18 Monaten (zwischen dem 1. Januar 2013 und dem 1. Mai 2014) zwanzig Transporte von Uranpellets und angereichertem Uranoxid (UO2) statt. Der Umschlag erfolgt dabei am O´Swaldkai (Veddel) der HHLA auf die Schiffe der Reederei ACL, die auch das angereicherte UF6 aus Gronau und Almelo in die USA transportiert.
Daneben wird regelmäßig angereichertes Uranoxid aus Russland nach Lingen geliefert. Der Transport findet dabei mit den Schiffen der Reederei NSC und der auf Atomtransporte spezialisierten ASPOL von St. Petersburg durch den Nord-Ostseekanal nach Hamburg statt. Wie auch die anderen Atomtransporte dieser Reedereien wird das Uranoxid am Parkhafen/ Burchardkai (Waltershof) der HHLA umgeschlagen und über die A7 abtransportiert.

Brennelementetransporte über den Hamburger Hafen

Als Absendeort für Atomtransporte von Brennelementen durch Hamburg finden sich die Brennelementefabriken von drei verschiedenen Atomkonzernen, Areva (Lingen), Westinghouse (Vesteras/ Schweden) und Tenex (Elektrostal/ Russland). Zum einen ist da die einzige bundesdeutsche Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen, die zur französischen Areva Gruppe gehört. Ein Großteil der dort produzierten Brennelemente wird in Europa eingesetzt und gar nicht nach Übersee verschifft, zumal Areva in Ritchland (USA) eine weitere Fabrik für den amerikanischen Markt betreibt.

Über den Hamburger Hafen wird der immer noch nicht fertiggestellte Skandalreaktor von Areva im finnischen Olkiluoto mit Brennelementen aus Lingen versorgt.
Regelmäßig werden über den Burchardkai / Parkhafen (Waltershof) der HHLA Brennelemente der russischen Firma Tenex umgeschlagen, die aus St. Petersburg kommend von den russischen Reedereien ASPOL und NSC mit ihren Schiffen durch die Ostsee und den Nord-Ostsee-Kanal befördert werden. Auf LKW verladen werden sie anschließend über die A7 weiter bis zu den AKW Gundremmingen, Neckarwestheim, Brokdorf, Beznau (Schweiz) und Lingen.

Ergänzungen (04/2020):

Die Rederei MACS (Maritime Carrier Schipping) mit Sitz in Hamburg transportiert unregelmäßig Uranerzkonzentrat aus Walvis Bay (Namibia) und schlägt dieses bei der Firma C.Steinweg am SWT (Süd-West Terminal) um. C.Steinweg erklärte zwar nach Senatsangaben (2.4.19) das sie auf „Kernbrennstoffe“ verzichten würden, Uranerzkonzentrat (“Yellow Cake”) gehört aber nicht dazu und wird somit weiter umgeschlagen.

Die Reederei ACL (Atlantic Container Line) hat nach Erkenntnissen von SAND seit dem 1. Februar 2015 die sogenannten Kernbrennstoff-Transporte offensichtlich eingestellt, seit dem 15. Juli 2017 auch alle anderen sonstigen Atomtransporte – möglicherweise aufgrund des Brandes des ACL-Atomfrachters „Atlantic Cartier“ am 1. Mai 2013 im Hafen am Unikai und der zahlreichen Protestaktionen von Atomkraftgegner*innen. Allerdings hat die Reederei ACL, auch auf Nachfrage, noch keine Verzichtserklärung oder ähnliches abgegeben. Deshalb wird die ACL und werden weiterhin die ConRo-Schiffe der ACL als mögliche Transportschiffe für Atomtransporte aufgeführt.

Die Rederei Hapag-Lloyd erklärte am 29.01.2018 daß sie auf „Kernbrennstoffe“ verzichtet, transportiert aber weiterhin Uranhexafluorid (nicht angereichert) und Uranerzkonzentrat. Dieses wird am CTA umgeschlagen.

Die HHLA (Hamburger Hafen und Logistik AG) und Miteigentümer vom Unikai erklärte am 19.2.18 zwar auf „Kernbrennstoffe“ verzichten zu wollen, schlug danach aber noch weitere um. Daher sind alle anderen Atomtransporte von nicht “Kernbrennstoffen” weiterhin noch möglich (am CTA durch Hapag Lloyd und OOCL).