Uli Jüttner, Umweltgewerkschaft e.V., Hamburg
Am 11. März 2011 ereignete sich vor der Ostküste Japans 163 Kilometer nordöstlich von Fukushima das viertstärkste jemals weltweit gemessene Erdbeben mit einer Magnitude von 9,0. Es löste einen Tsunami aus. Zwei Wellen mit einer Höhe von 13 bis 15 Metern trafen um 15:27 und 15:35 Uhr Ortszeit das Atomkraftwerk von Fukushima Daiichi. Die Schutzmauer war nur 5,70 Meter hoch und das Atomkraftwerk war auch nicht an das vor –
handene Tsunami-Warnsystem angeschlossen. Die Kraftwerksblöcke 1 bis 4 wurden bis 5 Meter hoch überschwemmt, die höher gebauten Blöcke 5 und 6 nur 1 Meter hoch. Während das Atomkraftwerk das Erdbeben selbst noch mit Umschaltung auf Notkühlung überstanden hatte, fiel durch die Überschwemmung die Kühlung aus. In den in Betrieb befindli chen Blöcken 1 bis 3 trat eine Kernschmelze auf. In den Blöcken 1, 3 und 4 ereigneten
zwischen dem 12. und 15. März Explosionen – wahrscheinlich Wasserstoffexplosionen.
Auch der Sicherheitsbehälter des Blocks 2 wurde beschädigt. Nach Schätzungen wurden bei der Katastrophe in Fukushima zwischen 40 und 90 Prozent soviel Radioaktivität über die Luft freigesetzt wie bei der Atomkatastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986. Über das Wasser wurde wesentlich mehr Radioaktivität in den Pazifischen Ozean abgegeben.
Die Firma Tepco, Betreiber von Fukushima Daiichi, hat verschiedene technisch sehr aufwendige Pläne in Angriff genommen, wie z.B. eine Vereisung des Bodens zwischen dem Atomkraftwerk und dem Pazifischen Ozean als Wall gegen den Abfluss des radioaktiv kontaminierten Wassers. Funktioniert hat davon kaum etwas.
Bis Anfang Mai 2012 hatte Japan vorerst alle Atomreaktoren abgeschaltet, nahm nach Protesten der japanischen Energiemonopole aber schon Anfang Juli 2012 den ersten Atomreaktor wieder in Betrieb. Der damalige japanische Ministerpräsident Naoto Kan wandelte sich zum Atomkraftgegner. Doch unter seinem Nachfolger Shinzo Abe, der von 2012
bis 2020 regierte, setzte der japanische Imperialismus wieder voll auf die Atomenergie. Bis heute wurden neun Reaktorblöcke wieder angefahren und zwei neue sind im Bau.
Eine Studie des GEOMAR-Instituts in Kiel zeigte, dass die anfänglich ins Meer gespülte Radioaktivität sich schon in einem halben Jahr, getrieben durch die starke Meeresströmung Kuroshio und ihre Wirbel über den halben Pazifik ausgebreitet hatte. Nach drei Jahren wurde sie an der amerikanischen Westküste nachgewiesen. Inzwischen ist davon aus-
zugehen, dass sie auch in allen anderen Weltmeeren angekommen ist. Dennoch hat die japanische Regierung letztes Jahr im September den Beschluss gefasst, dass die 1,2 Millionen Kubikmeter hoch radioaktiv verseuchten Kühlwassers, die noch in Tanks auf dem Gelände des Atomkraftwerks lagern nun „kontrolliert“ im Meer entsorgt werden sollen. Das atomare imperialistische Verbrechen wird weiter fortgesetzt. Wenn wir dem ein Ende setzen wollen, müssen wir auch den weltweiten Imperialismus bekämpfen.